Loslassen. Ein Wort, das so leicht über die Lippen geht, aber oft so schwer umzusetzen ist. Loslassen bedeutet, sich von Dingen, Menschen oder Gedanken zu trennen, die uns belasten oder zurückhalten.

Claudia Kielmann hat dies zum Anlass genommen und mit ihrer Blogparade „Freiheit durch Loslassen: Erzähl deine Geschichte“ dazu aufgerufen, persönliche Erlebnisse und Einsichten zum Thema Loslassen zu teilen. Dieser Artikel ist mein Beitrag dazu, und ich bin ganz aufgeregt, meine Geschichte mit euch zu teilen.

Für mich war das Loslassen lernen ein langer Weg, der mit dem tief verankerten Glaubenssatz „Ich bin nicht schlau genug“ begann, aber auch das Aufarbeiten einer toxischen Erfahrung aus meiner Kindheit und das Loslassen von Perfektionismus umfasste. Diese drei Aspekte waren eng miteinander verknüpft und prägten mein Leben stark.

Der Beginn: Die Wurzeln meines Glaubenssatzes

Als jüngstes von zwei Kindern hatte ich immer das Gefühl, im Schatten meiner älteren Schwester zu stehen (lese hier auch gerne meinen Blogbeitrag „Geschwisterreihenfolge").

Sie war schneller beim Rechnen, verstand die Schularbeiten schneller und schien in allem besser zu sein als ich. Sie wollte auch ständig mit mir Schule spielen (in den Ferien). Sie ist (natürlich) auch Lehrerin geworden.

Da sie immer schneller war (was ja klar ist, sie hatte ja zwei Jahre Vorsprung beim Lernen), fühlte ich mich oft abgehängt – zum Beispiel beim Einmaleins. Bis heute glaube ich, dass ich es nicht wirklich kann. Sobald es heißt „rechne mal schnell im Kopf“, scheint mein Gehirn sich auszuschalten.

Also gewöhnte ich mir als Kind an, heimlich unterm Tisch mit den Fingern zu rechnen, aber das stieß schnell an seine Grenzen und war mir extrem peinlich. Auch meine vermeintlich schwachen Englischkenntnisse – ich hatte immer das Gefühl, einen Knoten in der Zunge zu haben – verfestigten den Gedanken, dass ich nicht so klug bin wie meine Schwester.

Diese Erfahrungen in meiner Kindheit prägten mich tief. Jedes Mal, wenn wir gemeinsam lernten, sah ich ihre Leichtigkeit und meinen vermeintlichen Mangel. Sie war immer die Schnellere, die Bessere. Ich begann, diesen Vergleich als Beweis dafür zu sehen, dass ich einfach nicht so schlau war. Und dieser Gedanke begleitete mich weit über die Schulzeit hinaus – eigentlich über vier Jahrzehnte lang, bis ich schließlich das Loslassen lernte.

Die toxische Erfahrung: Ein verdrängtes Trauma

Als junges Mädchen (12) erlebte ich eine traumatische Erfahrung, die mein Selbstbild zusätzlich negativ beeinflusste. Ich war damals ein absoluter Tiernarr und verbrachte Wochen in den Ferien bei meinen Großeltern, die einen kleinen Bauernhof hatten.

Bei einer Familienfeier wollte mein Cousin abends noch seine Tiere füttern. Sein Gehöft lag etwas weiter weg, und ich, die Tierliebhaberin, ging mit. Er, schon etwas angetrunken, versuchte, mich zu vergewaltigen. Aber irgendwie war ich stärker als gedacht und befreite mich aus der festen Umklammerung – nur das Gefühl, stark zu sein, hatte mein Unterbewusstsein jahrelang verdrängt.

Obwohl ich mich befreien konnte, trug ich die Last der Schuld und Scham mit mir herum. Ich gab mir selbst die Schuld, weil ich dumm und naiv gewesen war, dass ich mitgegangen bin. 

Auch meine Liebe zu Tieren verband ich unbewusst mit Gefahr – ich konnte viele Jahre keine wirkliche Beziehung mehr zu Tieren aufbauen, weil mein Unterbewusstsein mich warnte: „Achtung, Gefahr, erinnere dich an damals.“

Erzählt habe ich es niemandem, so konnte es schön weitergären und sich in meinem Inneren manifestieren. Diese Erfahrung wurde tief in meinem Unterbewusstsein vergraben, aber sie prägte mein Leben auf machtvolle Weise.

Zum Beispiel hatte ich immer ein ungutes Gefühl, allein mit älteren Männern in einem Raum zu sein – was damals als Regionalleiterin, wo 90 % der Kollegen und Chefs Männer waren, sehr problematisch war. Ich war dann übertrieben lustig. Ich glaube auch, mein buntes Aussehen habe ich mir damals als Schutzstrategie (unbewusst) angelegt – heute liebe ich es. Albernheit und Buntheit waren für mich zu der Zeit, die beste Abschreckungs- und Verteidigungsstrategie, um Männer fernzuhalten.

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Die Aufarbeitung dieses Traumas geschah eher zufällig, etwa drei Jahre vor meinem 50. Geburtstag. In einem "InnerPower" Seminar für Frauen wurde ich mit einer Aufgabe konfrontiert, bei der mir eine innere Stimme sagte: „Das ist deine Chance.“ Ich ergriff sie und sprach das Erlebte zum ersten Mal aus. Doch das war alles andere als einfach – es war extrem emotional für mich.

Dieser Moment war entscheidend, denn er markierte den Beginn des Prozesses, die Last dieses Erlebnisses loszulassen. Es folgte ein schmerzhafter, langer Weg, begleitet von vielen Tränen, unzähligen Schuld- und Schamgefühlen, aber auch von einer tiefen inneren Befreiung.

In dem Loslass-Prozess erkannte ich, wie stark diese Erfahrung mein Selbstwertgefühl und mein Vertrauen in mich selbst untergraben hatte. Es war, als hätte mein Glaubenssatz „Ich bin nicht schlau genug, sondern dumm und naiv“ durch diese Erfahrung eine weitere, tiefere Ebene bekommen.

Möchtest du mehr über Selbstwert und was du tun kannst, um ihn zu stärken, erfahren? Lies weiter in meinem Artikel Alles rund um Selbstwertwert.

Im Berufsleben: Angst vor Entdeckung

Der Glaubenssatz „Ich bin nicht schlau genug“ beeinflusste nicht nur mein Selbstbild, sondern auch meine berufliche Laufbahn erheblich. Als Regionalleiterin – eine Position, die ich aus meiner Sicht nur durch absoluten Zufall und reines Glück erhielt – hatte ich ständig das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen.

Die Firma, in der ich arbeitete, war sehr autoritär geführt, mit strikten Kontrollen und starren Vorgaben. Es gab täglich eine Fülle von Kennzahlen, ständige Telkos und Maßnahmenpläne, die darauf abzielten, die Mitarbeiter in den Shops zu höherer Leistung zu drängen. 

Grundsätzlich habe ich nichts gegen Kennzahlen, wenn sie sinnvoll und durchdacht eingesetzt werden. Zudem lege ich großen Wert auf eine leistungsorientierte und gleichzeitig menschliche Führung. Diese Haltung brachte mich oft in Konflikt mit den starren Vorgaben der Firma. 

Die extremen Kontrollen und der ständige Druck durch die Kennzahlen verstärkten meine Angst, dass meine vermeintlichen „Unzulänglichkeiten“ entdeckt werden könnten. Man nennt das auch Impostor-Syndrom.

Auch mein mangelndes Selbstvertrauen in meine Englischkenntnisse hielt mich zurück. Jede Reise, ob geschäftlich oder privat, auf der Englisch erforderlich war, löste in mir Panik aus. Ich investierte viel Geld in Sprachkurse, doch der Glaubenssatz „Ich bin nicht gut in Sprachen“ verhinderte, dass ich wirklich Fortschritte machte. Stattdessen verstärkte er nur mein Gefühl der Unzulänglichkeit in diesem Bereich.

Der Perfektionismus: Ein Kontrollmechanismus

Die autoritäre Erziehung durch meinen Vater führte dazu, dass ich das Bedürfnis entwickelte, alles perfekt zu machen, um keine Fehler zu begehen und damit nicht negativ aufzufallen und Ärger zu kassieren. 

Ich war ein lebenslustiges und neugieriges Kind, da bleibt es nicht aus, dass man auch „Mist baut“ und dann Ärger bekommt. Also gewöhnte ich mir an, immer einen Plan A, B und C zu haben, um die Situation mit den tollsten Geschichten entschärfen zu können. Meine Oma sagte dazu einmal: „Du hast wirklich für alles eine Ausrede.“ Ich glaube, genau hier nahm mein Perfektionismus seinen Anfang.

Heute verstehen mein Vater und ich uns sehr gut, aber damals war er aus meiner kindlichen Sicht unberechenbar. Wenn man als Kind nicht weiß, was man tun muss, um gewertschätzt zu werden, baut man sich eine Schutzmauer aus Perfektionismus und Selbstkontrolle. Wenn dich interessiert, wie sich ein übermäßiges Kontrollbedürfnis entwickeln kann, lies gerne weiter in meinem Artikel Übermäßiges Kontrollbedürfnis.

Im Erwachsenenleben verstärkt sich dieser Perfektionismus. Ich begann, mich selbst stark zu kontrollieren, plante alles bis ins kleinste Detail. Diese Einstellung führte dazu, dass ich mich oft überforderte und ständig unter Druck setzte, um bloß keine Schwäche zu zeigen. Körperliche Symptome wie Tinnitus und Magenbrennen waren klare Warnzeichen meines Körpers, die ich jedoch ignorierte.

Meine Angst, den Job zu verlieren, war so groß, weil ich mich vor den Assessments und Intelligenztests in den Bewerbungsprozessen fürchtete – ich dachte, ich würde nie bestehen. Also blieb ich in dieser stressigen Situation fast 16 Jahre gefangen, bis mein Körper schließlich mit einer deutlichen „roten Karte“ reagierte und mich zwang, etwas zu ändern.

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Der Wendepunkt: Loslassen und Aufbrechen

Der Wendepunkt kam, als ich begann, mich intensiv mit mentaler Stärke, Persönlichkeitsentwicklung und Transformation auseinanderzusetzen. In dieser Zeit setzte ich mich intensiv mit meinen eigenen Traumata, generationsübergreifenden Lasten, innere Kind Problematik und tief verankerten Gefühlsmustern auseinander.

Es war ein langer und steiniger Weg. Ich lernte, dass all diese Glaubenssätze und Muster nicht die Wahrheit über mich waren. Sie waren lediglich Interpretationen meiner Erfahrungen – Interpretationen, die ich loslassen musste, um wirklich frei zu sein.

Ich begann, mich meinen Ängsten zu stellen. Durch viele Seminare und Workshops während meiner Ausbildungen und mein persönliches Lernen in verschiedenen Bereichen lernte ich, meine Selbstzweifel zu hinterfragen.

Besonders hilfreich war eine Methode, bei der ich meine negativen Gedankenmuster erkannte und durch positive Überzeugungen ersetzte. Mit Hilfe von Eye Movement Tracking konnte ich die körperlichen Reaktionen auf meine Ängste und Traumata lösen.

Das Loslassen lernen dieser Glaubenssätze und Erfahrungen hat mein Leben grundlegend verändert. Heute weiß ich, dass ich klug bin, um die Herausforderungen meines Lebens zu meistern.

Fazit: Loslassen als Schlüssel zur Freiheit

Das Loslassen lernen war für mich wie das Abwerfen einer schweren Last. Es war kein einfacher Weg, aber es war einer, der mich zu mehr Selbstvertrauen und innerer Freiheit geführt hat. Ich möchte dich ermutigen, ebenfalls die Glaubenssätze zu hinterfragen, die dich zurückhalten. Du bist mehr als das, was du glaubst. Das Loslassen lernen kann dir die Freiheit schenken, die du suchst.

Ich lade dich ein, deine eigene Geschichte des Loslassens zu teilen. Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Welche Glaubenssätze oder Hindernisse hast du überwunden? Teile deine Geschichte in den Kommentaren oder nutze mein Kontaktformular, um uns gemeinsam wachsen zu lassen.

Loslassen ist ein Prozess, der Mut erfordert, die Freiheit, die du dadurch gewinnst, ist es wert. Vielen Dank, liebe Claudia, für die tolle Möglichkeit, darüber zu schreiben.


Wenn du das Gefühl hast, dass dich negative Glaubenssätze oder übermäßiges Kontrollbedürfnis zurückhalten, und du daran arbeiten möchtest, sie loszulassen, kann ein gezieltes Mentalcoaching der richtige Weg sein. Besuche meine Mentalcoaching- Seite, um mehr darüber zu erfahren, wie ich dich auf deinem Weg zu mehr Selbstvertrauen und innerer Freiheit unterstützen kann.

Mentalcoaching

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Andrea Stoye

Gemeinsam auf deinem Weg zu innerem Frieden und Klarheit.

"Entdecke mit mir den Weg zu deinem wahren Ich – gemeinsam erschaffen wir dein Leben voller Freude, Selbstbestimmung und innerer Stärke."


Als Lebenscoach ist es mein Ziel, Licht in die komplexen Wege des Lebens zu bringen. Es liegt mir am Herzen, Menschen zu unterstützen, ihre wahren Ziele zu entdecken und mutig Schritte zu deren Verwirklichung zu unternehmen.

  • Hallo, ich bin die Schwester, die natürlich Lehrerin geworden ist. 😅 Das war tatsächlich immer mein Traum und ich bin auch nach 25 Jahren noch gern Lehrerin. Doch die beschriebene Situation mit dem schlauer sein habe ich anders wahrgenommen. Meine Schwester war für mich zwar die kleine, aber ich empfand sie immer viel mutiger in sehr vielen Situationen und sie hatte scheinbar eine Leichtigkeit, die mir fehlte. Sie hat Dinge einfach gemacht und nicht überlegt richtig oder falsch…zumindest war so meine Wahrnehmung.
    Sie hat soviel erreicht in ihrem Leben und ich bin stolz auf meine kleine Schwester 🤗🤗🤗😚

    • Liebe Kathrin,

      dein Kommentar hat mich echt berührt – danke dir! Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich wir die gleichen Dinge erlebt haben. Das zeigt deutlich, wie verschieden Perspektiven sein können. Ich freue mich sehr, dass wir diesen Weg als Schwestern gemeinsam gehen dürfen – mit all unseren unterschiedlichen Stärken und Schwächen, die uns letztlich doch so ähnlich machen.

      Danke, dass du das hier mit mir teilst.

      Deine Andrea

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    Gelassenheit bringt Lebenszeit

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